Auch wenn in den USA weit mehr zum Thema Tod und Trauer geforscht wird als hierzulande, so gibt es auch in Deutschland Trauerbegleiter*innen, die eigene Modelle von Trauerunterstützung entwickeln. Eine davon ist Chris Paul, die Betroffene „kaleidoskopisch“ durch den Trauerprozess begleitet.
Kaleidoskop bedeutet „schöne Formen sehen“. Das Wort stammt aus dem Griechischen und klingt seltsam und geheimnisvoll zugleich. In der Tat erzeugen diese Spielzeuge kleine Wunderwelten, denn Kaleidoskope bilden unterschiedliche Muster, wenn wir ihren Korpus bewegen. Die Farben und die Anordnungen, die dann entstehen, faszinieren immer wieder. Für Chris Paul spiegeln die Facetten des Kaleidoskops die Trauergefühle wider, die viele Betroffene empfinden. Die Gefühlszustände wechseln ihre Farben und Anordnungen und jedes Mal entsteht ein neues, inneres Trauergebilde. Die Trauerbegleiterin aus Bonn benennt insgesamt sechs Facetten, die sie jeweils einem Begriff und einer Farbe zuordnet:
* Gefühle (rosa)
* Einordnen (blau)
* Überleben (orange)
* Wirklichkeit (grau)
* Anpassen (grün)
* Verbunden bleiben (gelb)
Paul schreibt dazu auf ihrer Website: „Im bewussten Gegensatz zu Trauermodellen, die aufeinanderfolgenden Phasen annehmen, geht das Trauer Kaleidoskop von einer anderen Voraussetzung aus. Wie in einem Kaleidoskop sind alle Facetten des Trauerwegs stets gemeinsam vorhanden, aber sie sind nicht alle gleich sichtbar. Sie mischen sich beweglich zu immer neuen, sich gegenseitig behindernden oder unterstützenden Strukturen“.
Trauern ist und bleibt eine Herausforderung
In diesem Blog habe ich bereits öfters erwähnt, dass Trauern ein individueller Prozess ist, der eng mit der Persönlichkeit des/der Trauernden verknüpft ist. Die Beziehung zu dem verstorbenen Menschen und die Todesumstände spielen darüber hinaus eine entscheidende Rolle, wie „gut“ trauern gelingt. Therapeut*innen und Trauerbegleiter*innen können Unterstützung bieten, damit Hinterbliebene ihren individuellen Trauerweg finden und gehen. Es gibt dabei meines Erachtens kein „richtig“ oder „falsch“: Wer sich während der Trauerarbeit an „Phasen-Modellen“ orientieren möchte, sollte dies tun. Wem das „Pendel-Modell“ eine hilfreiche Erklärung bietet, sollte sich damit auseinandersetzen. Und wer sich vom „Kaleidoskop-Modell“ und seinen Farben angesprochen fühlt, sollte diesen Weg wählen. Nicht zu vergessen: Es gibt auch niederschwellige Angebote wie meine Trauercoachings, die als hilfreich erlebt werden.