Der Besuch von Gräbern ist Alltag für viele Trauernde. Doch nicht nur für Angehörige und Hinterbliebene ist ein Friedhof ein passender Ort. Vielen Menschen gefällt die Stille und Ruhe, unabhängig davon, ob sie jemanden dort „besuchen“ oder dort lediglich spazieren gehen.
Auf Initiative des „Bundes deutscher Friedhofsgärtner“ wurde vor einigen Jahren der Tag des Friedhofs ins Leben gerufen. Er ist nämlich nicht nur ein Ort für Trauer und Erinnerung, sondern auch eine grüne Oase, ein Treffpunkt für Gespräche und ein sichtbares Zeichen für die Lokalgeschichte einer Region. In 2023 findet der Tag des Friedhofs an einem Wochenende statt: Am 16. und 17. September. In vielen Gemeinden und Städten sind verschiedene Veranstaltungen geplant: Geführte Friedhofsgänge gehören ebenso dazu wie Musik-Events und Ausstellungen. Ziel dabei ist es, Friedhöfe im Wandel der Zeit zu betrachten und als Erinnerungs,- Erholungs- und Kulturstätte weiterzuentwickeln.
Über die Zukunft von Friedhöfen nachzudenken, ist längst überfällig. Machen wir uns bewusst: Die Bestattungsorte unterliegen oftmals einer strengen Ordnung. Über hundert Jahre Friedhofsreglementierungen haben ihre Spuren hinterlassen. Statt einem „Herzlichen Willkommen“ wird meist schon am Eingang auf allerlei Verbote verwiesen: Keinen Lärm machen, keine Getränke und Essen mitbringen, Spielen auf Grünflächen ist nicht erlaubt und Hunde haben auch nichts an der heiligen Stätte verloren. So sinnvoll manche Regeln auf den ersten Blick erscheinen, weil ein Friedhof keine „Partyzone“ ist, so werden sie einem modernen Trauerort immer weniger gerecht. Die Friedhöfe der Zukunft brauchen viele Ideen und die entsprechende Umsetzungsbereitschaft. Der Ewigkeitsbrunnen und die Trauerhaltestelle sind meiner Auffassung nach zwei Beispiele gelungener Friedhofskultur. Aber wie wäre es beispielsweise mit Blumen- oder Gemüsebeeten in leeren Friedhofsbereichen oder zwischen den Gräbern? Um die Attraktivität dieses Ortes zu erhöhen, finden sich sicherlich noch einige Möglichkeiten…
Friedhöfe als Gestaltungsorte
Als Trauercoach erlebe ich immer wieder, dass ein Friedhofsbesuch zu den Aktivitäten gehört, der für Hinterbliebene ein liebgewonnenes Ritual darstellt: Auf dem Nachhause-Weg noch ein Blümchen am Grab ablegen, am Geburtstag des/der lieben Verstorbenen einige leise Worte am Grab sprechen oder den neu-bemalten Stein mit „Der beste Opa der Welt“ sichtbar platzieren. Es gibt genügend Beispiele dafür, wie groß das Bedürfnis von Trauernden ist, einen realen Ort der Erinnerung zu haben. Der „Tag des Friedhofs“ kann dazu beitragen, sich nicht nur der eigenen Endlichkeit bewusst zu werden, sondern auch über die künftige Bedeutung und Gestaltung dieser letzten Ruhestätte nachzudenken.