Wie lange dauert Trauer? Wann endet sie?
Diese Fragen sind nicht einfach zu beantworten, denn Trauer hat keinen festen Zeitrahmen. Sie kommt oft in Wellen und löst große oder kleinere Tsunamis aus. Die Heftigkeit des Trauergefühls kann sehr unterschiedlich sein und die Situationen, in denen wir von einer Trauerwelle erfasst werden, sind es ebenso. Die Tatsache, dass wir eine „Perle von Mensch“ verloren haben, kann wie aus dem Nichts in unser Bewusstsein dringen: Beim Autofahren, beim Essen, im Kino, kurz vor dem Einschlafen. Ein Lachen auf der Straße, eine Stimme im Supermarkt – und plötzlich ist die Erinnerung an die „Perle“ da. Hatte er oder sie nicht auch diese Stimme? Hätte er oder sie nicht auch bei diesem Filmausschnitt gelacht?
Das Trauerjahr ist lediglich ein Zeitmarker, den die Außenwelt als Orientierung vorgibt. Die gute Nachricht ist jedoch: Die Intensität des Gefühls nimmt im Laufe der Monate/Jahre ab, zumindest dann, wenn wir von einer „normalen Trauer“ ausgehen (auch wenn es andere Formen des Trauerns gibt, wie Sie hier nachlesen können).
Trauer ist eine Lebensbegleiterin und erinnert uns daran, dass ein vertrauter Mensch verstorben ist, der uns sehr, sehr wichtig war. Man kann daraus jedoch die Konsequenz ziehen, das EIGENE Leben bewusst(er) zu gestalten. Auch die Integration des/der Verstorbenen in den Alltag ist dabei wichtig. Kürzlich berichtete mir eine 44-Jährige, dass sie stets erschrickt, wenn ihre „verstorbenen Perle“, ihre beste Freundin, sie wieder in Gedanken lange beschäftigt. Häufig muss sie weinen, weil ihr der Verlust immer noch sehr nahe geht. Nach 12 Jahren müsste es doch eigentlich mal vorbei sein mit der Trauer, oder? Offenbar nicht. Denn die Verstorbene ist wohl so wertvoll, dass sie weiterhin einen Platz im Leben der Freundin hat. Eine „Perle“ ist und bleibt kostbar, ein Leben lang und über den Tod hinaus.