Die Macht der (Trauer)Bilder

Angelehnt an meinen Beitrag „Die Macht der Musik“ beschäftigt sich dieser Blogartikel mit der Macht von Bildern, konkret mit der Macht von Bildern in Filmproduktionen. Der Umgang mit Trauer ist ein wesentlicher Bestandteil vieler Kinofilme, egal aus welchem Land. Aktuell tragen Filme wie „Sterben“ (2024) oder „Sophia, der Tod und ich“ (2023) schon die Schwere (oder Leichtigkeit?) des Themas in ihren Titeln. Ich greife nun in die Vergangenheits-Kinokiste und erinnere an zwei Produktionen; die eine 10 Jahre jung, die andere 50 Jahre alt.

In einem britischen Kinofilm aus dem Jahre 2013 geht es um das „Flüstern der Ewigkeit“ (Originaltitel „Still Life“). Propagandist ist der Beamte John May, der im Namen Londoner Behörden die Angelegenheit derjenigen Menschen regelt, die alleine verstorben sind. Die erfolglose Suche nach Angehörigen und die minimalistischen Hinterlassenschaften führen meistens dazu, dass Mr. May als einzige Person am Grab steht und eine kurze Abschiedsrede hält. May, der als Einzelgänger dargestellt wird, gibt sich also Mühe mit Verstorbenen, die (fast) niemand kennt. In Zeiten von Effizienz und Effektivität ein Unterfangen, das als überflüssig erachtet wird. Kein Wunder also, dass seine Stelle aus Sparzwang gestrichen wird. Nun widmet sich Mr. May einem letzten Fall, der auch sein eigenes Leben verändern wird…

Der Film überrascht mit einer ruhigen, detailverliebten Bildersprache und erinnert manchmal an ein Stillleben wie es auch im Originaltitel zum Ausdruck kommt. Dem stillen, sachlichen John May zuzusehen, ist ein Vergnügen und ganz großes Kino.

Bilderstark ist auch ein Klassiker aus dem Jahre 1973. „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (Filmtitel „Don’t Look Now“) gilt als schauriger Thriller. Erzählt wird die Geschichte eines Paares, das nach dem Verlust seiner Tochter nach Venedig reist, um dort zu arbeiten und Trost zu finden. Während ihres Aufenthalts geschehen jedoch merkwürdige, unerklärliche Ereignisse, die in einem Drama enden. Visuell unterstrichen wird der Film durch die Farbe Rot: Die Farbe der Liebe, jedoch auch ein Hinweis auf Gefahr. Die britisch-italiensche Produktion wurde vor allem wegen der beiden Hauptdarsteller und den sehenswerten Venedig-Aufnahmen sehr gelobt.

Ein mystischer Horrorfilm ist wohl kaum ein Genre, dass sich Trauernde nach dem Verlust eines Menschen ansehen möchten. Dennoch kann dieser Film zu vielen Fragen anregen wie beispielsweise „Wie gehen Kinder nach dem Tod einer Schwester bzw. eines Bruders um? Wie verändert sich die Paarbeziehung nach dem Verlust eines Kindes? Wie überwinden Paare Sprachlosigkeit in ihrer jeweiligen Trauer? Welchen Einfluß nehmen Außenstehende auf Trauernde?“

Fakt ist: Trost und Anregungen für das eigene (Weiter)Leben in Filmen zu suchen, kann eine starke Erfahrung sein. Und wie ist das bei Ihnen? Wie wichtig sind Ihnen Filme in Zeiten von Trauer?

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