Bachmann

Wer heutzutage mit 47 Jahren stirbt, gilt als zu jung, um schon „ins Gras zu beißen“. Wer 1973 mit 47 verstorben ist, galt auch damals als junge Person. Auch hier hat der Tod zu früh an die Tür geklopft. Die Rede ist von der österreichischen Schriftstellerin Ingeborg Bachmann, deren 50. Todestag sich bald nähert – am 17. Oktober 2023.

Bachmann war eine der großen literarischen Stimmen der europäischen Nachkriegswelt und neben Ilse Aichinger eine der wenigen weiblichen Literatur-Stars. In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts waren ihre Gedichte, Essays und Hörspiele so bekannt, dass sie vielfach mit Preisen ausgezeichnet wurde. Der Ingeborg-Bachmann-Literaturpreis, der seit 1977 jährlich in Klagenfurt vergeben wird, gilt bis dato als eine bedeutende Auszeichnung im deutschsprachigen Raum.

Ihre problematische Beziehung zu dem Schweizer Schriftsteller Max Frisch wurde erst in jüngster Zeit durch die Veröffentlichung ihres Briefwechsels einem breiteren Publikum bekannt. „Wir haben es nicht gut gemacht“, so der Titel des mehr als 1000 Seiten umfassenden Werks der Verlage Piper/Suhrkamp, erschienen 2022. Die Liebe, die fünf Jahre währte (1958-1963), hatte offensichtlich Wunden bei beiden hinterlassen. Heutzutage würde man vielleicht sogar den Begriff „toxische Beziehung“ verwenden?! Die Briefe geben auf alle Fälle einen interessanten Einblick in den Alltag zweier Literaturgrößen: Intime, zärtliche Zeilen wechseln sich ab mit gegenseitigen Sticheleien und Verletzungen. Intellektuelle Auseinandersetzungen über Schreibprojekte, Reiseberichte, Geldprobleme und familiäre Angelegenheiten lassen die damalige (Literatur)Zeit wieder „aufleben“.

50 Jahre nach Ingeborg Bachmanns Tod kann das genannte Werk dazu beitragen, eine bedeutende Schriftstellerin wieder in Erinnerung zu rufen. Eine ihrer Erzählungen, die ich als besonders gelungen empfinde, beschäftigt sich mit dem Thema „Trauern“. Es ist eine zeitlose Trauergeschichte. Zeitlos bedeutet, dass die Erzählung unabhängig vom Erscheinungsjahr ihre Relevanz auch in der heutigen Zeit behält. Mehr dazu im nächsten Blogbeitrag.

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