Trost: Das Einfache, das nicht einfach ist

Der Sinn von Trost besteht darin, die seelischen wie körperlichen Schmerzen von Trauernden zu lindern, beispielsweise indem man sie aufmuntert und versucht, sie auf andere Gedanken zu bringen. Viele Menschen möchten dadurch ihre Unterstützung für die Hinterbliebenen zeigen und signalisieren: Du bist in deiner Trauer nicht alleine! Ich bin für dich da! Ich habe ein offenes Ohr für dich! Ich lache und ich weine mit dir!

Trost ist also eine Ermunterung und Ermutigung. Tröstende Worte von Angesicht zu Angesicht können Trauer lindern, ebenso tröstende Gesten wie Hand halten oder jemanden wortlos umarmen. Aber auch Trauerkarten oder Briefe sind für einige Menschen hilfreich. Ob Botschaften per WhatsApp oder andere Messenger Dienste Trost spenden können, ist sicherlich für die einen ein Faktum, andere wiederum empfinden „digitales Trösten“ als würdelos. Welche Form wann und für wen passt, muss jeder/jede für sich selbst beantworten…

Trost ist trübe

Obwohl Trösten gemeinhin positive Assoziationen auslöst, so kann es dennoch unerwünschte Reaktionen hervorrufen. „Aller Trost ist trübe“ – so schrieb im Jahre 1923 der Dichter Rainer Maria Rilke in einem Brief an seine geschätzte Freundin Gräfin Margot Sizzo. Rilke, der zahlreiche Trostgedichte geschrieben hat, hatte zu diesem Begriff eine ambivalente Sicht. Er sah im Trösten eine unzureichende Form der Unterstützung. Vielmehr warf er allen Religionen vor, sich zu wenig mit der Unvermeidbarkeit des Todes zu beschäftigen. Würden wir lernen, das Leben und den Tod innig zu bejahen – weil beides zusammengehört – wäre auch der Trost weniger wichtig; trübe ist er allemal.

Auch in unserer Zeit haftet dem Trösten eine gewisse „Trübheit“ und Hilflosigkeit an. „Ich bin untröstlich. Lass mich in Ruhe. Ich will niemanden sehen“ – solche Aussagen sind immer wieder zu hören. Manchmal kann die gute Absicht von Menschen, die Trost spenden möchten, auf taube Ohren stoßen. Mein Tipp: Akzeptieren Sie das „Nein“, reagieren Sie nicht beleidigt. Bieten Sie weiterhin Unterstützung an und üben Sie sich in Geduld mit dem/der Trauernden. Denn Trost ist ein Angebot, kein Selbstzweck!

zurück zur vorherigen Seite