Der Tod: Eine Ungeheuerlichkeit

Der Tod ist endgültig! Der Tod ist unumstößlich! Der Tod ist ein Faktum: Jeder Mensch muss sterben!

Obwohl der Tod täglich weltweit viele, viele Male geschieht, haftet ihm eine Ungeheuerlichkeit an, die schwer zu beschreiben ist. Zieht man diesbezüglich die Philosophie zu Rate, stößt man zum Beispiel auf den amerikanischen Philosophen und Literaturkritiker Thomas Nagel. In seinen Essays stellt er sich u.a. die Frage, ob es schlimm ist, wenn wir nicht mehr existieren (Thomas Nagel, Was bedeutet das alles? Reclam, Stuttgart 2008)?

Ist es schlimm, nicht mehr zu existieren?

Wenn wir über diese Frage nachdenken, merken wir, dass es nicht einfach ist, eine Meinung zum Tod zu haben. Schließlich ist der Tod das absolute Ende – zumindest wenn wir davon ausgehen, dass dadurch das „Ich“ endgültig verschwindet. „Einige Leute sagen, dass die Nichtexistenz… für den Toten weder gut noch schlecht ist. Andere sagen, dass das Ausgelöschtwerden…das schlimmste aller Übel ist. Wieder andere sagen, der Tod sei ein Segen – freilich nicht, wenn er zu früh kommt, aber später –, weil es unerträglich langweilig wäre, ewig zu leben.“ (Nagel, S. 94)

Der Tod ist also gut oder schlecht oder blöd oder unverständlich oder er wird achselzuckend zur Kenntnis genommen. Offensichtlich nehmen die meisten von uns „den schwarzen Räuber“ nicht auf die leichte Schulter; er lässt wohl niemanden kalt. Interessanterweise machen wir einen Unterschied zwischen dem Fremdtod und unserem eigenen Tod. Wenn Personen sterben, die wir kennen und schätzen, ist unser Bedauern groß. Die Vorstellung, dass die Welt ohne uns weitergeht, ist für viele so beängstigend und beunruhigend, dass sie am liebsten keinen Gedanken darüber verschwenden. Thomas Nagel fragt daher am Schluss seiner Abhandlung: „Wenn wir mit dem Tod wirklich zu existieren aufhören, wie kann es dann etwas geben, vor dem wir Angst haben? Denkt man logisch darüber nach, so sieht es aus, als sollten wir vor dem Tod nur Angst haben, sofern wir ihn überleben…“ (Nagel, S. 97).

Meiner Meinung nach ist der Tod als „ungeheuerliches Phänomen“ mit dem Verstand nicht vollständig zu erfassen und emotional löst er häufig eine tiefe Erschütterung aus. Der eigene Tod ist nicht begreifbar, auch wenn wir die Art und Weise unseres Ablebens organisieren können (Patientenverfügung, Bestattungsform, Testament). Und was die Angst vor dem Tod betrifft, so finden manche Menschen zufriedenstellende Antworten auf die Sinnhaftigkeit ihres Ablebens im Glauben oder im sozialen Engagement. Anderen wiederum bleibt nur die schmerzhafte Einsicht, den eigenen Tod – trotz aller Ängste – zu akzeptieren, weil es kein Entrinnen gibt. Punkt.

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