Der Dino liegt auf der Seite und hat sein großes Maul weit aufgerissen. Die Zähne sind strahlend weiß. Sein Kunststoff-Körper ist rot. Das Spielzeug sieht neuwertig aus. Daneben ein Fußball, oft benutzt, mit vielen Kratzspuren. Ihm fehlt etwas Luft.
Wer da wohl in der kühlen Erde liegt? Auf dem Grabstein ist ein männlicher Name zu lesen, Jahrgang 1948. Näher betrachtet ist der Ball ein Kinderball. Opa und Enkel oder Enkelin haben bestimmt öfters damit gekickt. Jetzt ist dem Opa die Puste ausgegangen, er hat ins Gras gebissen und schwebt auf Wolke sieben. So oder so ähnlich hat man sicherlich den Enkeln den Tod erklärt. Wohin ist er denn gegangen, haben die Kleinen gefragt. Und die Erwachsenen haben unterschiedliche Antworten gegeben: Vom Himmel war die Rede, aber auch davon, dass niemand weiß, an welchem Ort der Opa nun ist.
Was es wohl mit dem Dinosaurier auf sich hat? Der Verstorbene war vielleicht an der Entwicklung der Erdgeschichte interessiert, hat keine Terra X-Sendung im Fernsehen ausgelassen und sich vor allem für das Leben der Dinos interessiert. Seine Ehefrau, gerührt davon, dass das Enkelkind den Fußball als Grabschmuck wählt, hat das rote Urtier direkt daneben platziert. Rot wie die Liebe. Es war keine Frage für sie, dass es ein roter Dino sein muss. Im Spielwarengeschäft gab es leider nur graue Tiere. Das Internet war eine Hilfe, weil sie schnell ein passendes Exemplar fand. In zwei Tagen war die Bestellung da und jetzt liegt das Spielzeug auf dem Grab ihres geliebten Johannes. Ansonsten Blumen überall. Immer wieder frisch, immer wieder liebevoll arrangiert. Die Witwe besucht ihren verstorbenen Mann fast täglich und bestellt auch Grüße vom Rest der Familie. Sie bittet und betet, dass sie ihren Hannes bald wiedersehen kann. Sie würde ihm sooo gerne den Fußball und den Dino selbst in die Hand drücken. Ach, wäre das schön…